Danke, die Gratulationen sind angebracht, Sie loben uns völlig zu recht. Wieso? Ach, das wissen Sie gar nicht? Wir sind 25 Jahre alt geworden. Und zu diesem Anlass aufgestiegen. Also fast. Nur ganz knapp nicht. Zumindest sind wir nicht abgestiegen. Gratulieren dürfen Sie uns trotzdem, denn auch das war knapp. Sehr knapp. Nur das mit den 25 Jahren, das war nicht knapp. Aber auch spannend.
Der Reihe nach: Wir, das sind die Tischtennisspieler des BCF Wolfratshausen. Vor 25 Jahren wurden wir von unserem langjährigen Abteilungsleiter Gerhard Hollmeier ins Leben gerufen, sind seither regional, lokal oder zumindest punktuell außerordentlich erfolgreich und vor allem mit einer angenehmen Kameradschaft gesegnet.
Bis vor Kurzem waren wir noch in der 3. Bezirksliga zu Hause, einer Liga, in der Tischtennis schon sehr dem ähnelt, was regelmäßig im Fernsehen nicht übertragen wird, ohne dass einem Sponsoren oder Zuschauer deswegen die Hallentür einrennen oder man unter allzu hohem Trainingsaufwand leiden müsste (Zu viel Sport ist ja in unserem Alter nicht das Gesündeste. Schließlich schwingt der Großteil unserer Aktiven schon mindestens seit Erfindung des Zelloloids das Holzbrett am viel zu kleinen Ball vorbei).
Jedenfalls haben wir uns dort einige Jahre lang ziemlich stur gegen den Abstieg gewehrt, bis wir nicht zuletzt aufgrund personeller Änderungen, Verletzungen, beruflicher Gründe und daraus resultierenden Frustmomenten im Jahr 2008 mit Pauken, Trompeten und Recht in die 1. Kreisliga zurückgekehrt sind. Grund genug für den Autor dieser Zeilen, den Schläger für eine Auszeit an die Wand zu nageln und das geringe Ausmaß seiner Kondition stattdessen beim Badminton zu unterstreichen; für Andi Liebmann, den Beweis seines spielerischen Könnens ausnahmsweise mal drei Ligen höher in Baldham schuldig zu bleiben; sowie für Rainhard Bunk, mit seiner stoischen Abwehrpenetranz fortan den Münchner Süden zu entnerven.
Optimistisch, wie wir nun mal sind, sahen wir darin kein großes Problem: Die Kreisliga schien auch personell geschwächt haltbar genug. Manch einer munkelte sogar etwas vom Wiederaufstieg, falls Eurasburg II schwächeln würde. Zumindest Eurasburg II schwächelte nicht, sondern stieg auf.
Wir dagegen spielten von Spieltag eins an gegen den Abstieg, wobei wieder einmal berufliche und gesundheitliche Gründe eine Rolle spielten. Erwähnte ich schon, dass wir alle nicht jünger werden, dafür aber mehr arbeiten müssen? Neben allen widrigen Umständen muss erwähnt werden, dass diese Liga so ausgeglichen war wie wohl nie zuvor. Die Vorrunde endete auf einem Abstiegsplatz, und Urgestein Reiner Freundorfer grantelte: „Ich möchte einfach mal ein Jahr ohne Druck spielen!“
Die Wende kam in der Rückrunde: Der Autor konnte überzeugt werden, seinen wohlverdienten Ruhestand aufzugeben, dafür verletzte sich Farchets Nummer eins, Ewald Fischer, schwer und fiel wochenlang aus. Unter großer Unterstützung der restlichen Abteilung, der Frauen und Fans und nicht zuletzt aufgrund der immens gestiegenen Stimmung innerhalb der Mannschaft konnte das fast schon Unmögliche wahr gemacht werden: Wir bezwangen in einem fulminanten Endspiel den Mitabstiegskandidaten Otterfing am letzten Spieltag mit 9:2. Der Gegner wurde quasi aus Halle und Liga geschossen und Umsatz und Sperrstunde beim örtlichen Griechen in neue Dimensionen befördert. Wie es sich für ein Jubiläum eben gehört, war es dann doch noch ein würdiger Abschluss der Saison. Unsere zweite Mannschaft erreichte in komplett neuer Formation in der 3. Kreisliga einen achtbaren achten Platz, unsere Jugendmannschaft wurde Fünfte in der 1. Kreisliga – mit Nachwuchsspielern, auf die wir künftig hoffentlich bauen können.
Für die kommende Spielzeit haben wir uns vorgenommen, nicht nochmal in eine solch brenzlige Situation zu geraten. Nach aktueller Planung sollte das auch nicht passieren: Alle Leistungsträger stehen wieder voll zur Verfügung und der Teamgeist, der die Abteilung jahrelang auszeichnete, ist stärker denn je zurückgekehrt. Mit der Integration einiger hoffnungsvoller Talente, die wir der Jugendarbeit von Karen Hellwig und Thomas Gros verdanken, entspannt sich die Personalsituation insgesamt deutlich. Auch unser neuer Abteilungsleiter Jens Hamisch ist erfolgreich damit beschäftigt, einige neue Gesichter in unsere Halle zu verpflanzen. Wir denken sogar verschämt daran, in der kommenden Spielzeit mit drei Mannschaften anzutreten. Wer weiß, vielleicht stellt sich sogar wieder die Gefahr eines Aufstiegs ein, zu dem wir dann gerne Gratulationen annehmen - und sei es erst zum 30jährigen Bestehen...
Sollte sich der eine, andere oder selbe Interessent übrigens für den Tischtennissport beim BCF begeistern wollen: wir heißen jeden herzlich willkommen und freuen uns immer über Zuwachs in unserer Abteilung. Selbst wenn er älter ist als 25.
Andreas Liebmann / Stefan Wille, Mai 2009