Man kann das auslegen, wie man will. Fest steht: Tischtennis ist sportwissenschaftlichen Untersuchungen zufolge nicht besonders gesundheitsgefährdend. Kaum Kreuzbandrisse oder Schienbeinbrüche, höchst selten auch Gehirnerschütterungen oder offene Risswunden. Platzwunden höchstens, wenn sich mal einer den Schläger beim Topspin selbst gegen die Stirn wuchtet oder ein kleiner Spieler beim Seitenwechsel die Platte übersieht. Aber sonst? Wenn man ehrlich ist, rangieren an Position eins der häufigsten Tischtennisverletzungen der Hexenschuss (vom Ballaufheben) und dicht dahinter der so genannte Tennisarm (vom Bierkrug).
Man könnte also festhalten, dass der Tischtennisspieler per se kein Draufgänger ist, aber das wäre natürlich eine höchst oberflächliche und damit falsche Betrachtungsweise.
Greifen wir in der Statistik zum Beispiel die Verletzungsanfälligkeit von Tischtennisspielern heraus, die nebenher Rugby spielen, Fallschirmspringen oder Motorradfahren, wird klar, dass auch wir gar nicht so ungefährlich leben. Fast schon ein Risikosport, dieses Pingpong. (Wem diese Argumentation nicht einleuchtet: Das ist auch nichts anderes als bei einer Kreuzallergie.)
Jedenfalls – und darauf hat diese wie immer straffe Einleitung zielführend hingearbeitet – war auch unser Uwe Knief im vergangenen Sommer auf dem Motorrad unterwegs. Das Ergebnis geriet weniger lustig, als es sonst in unseren Jahresberichten üblich ist: Wir sind heilfroh, dass er überhaupt noch lebt. An Tischtennis war jedoch auf lange Zeit nicht mehr zu denken.
Nicht dass wir wild entschlossen gewesen wären, ansonsten den Rückweg in die Bezirksliga anzutreten, aber mit Uwe wäre in diese Richtung zumindest ein bisschen was möglich gewesen. Stefan Wille hatte seine künstlerische Schaffenspause beendet (und eine brillante Saison gespielt), der Schreiber dieser Zeilen war nach einem einjährigen Schnupperpraktikum vom SC Baldham heimgekehrt (samt einem lädierten Handgelenk). Gemeinsam mit Ewald Fischer, dem als Nummer zwei eine überragende Rückrunde gelang, mit Michael Hellwig, Thomas Gros und Reiner Freundorfer hätten wir in der 1. Kreisliga sicher eine gute Rolle gespielt. Letztlich taten wir das sogar ohne ihn, wurden immerhin Dritte, aber das zeigte uns nur, dass mit Uwe noch mehr möglich gewesen wäre. Immerhin konnten wir uns unter diesen Voraussetzungen eine ziemlich entspannte Saison gönnen und unsere Zeit damit verbringen, alle um ein Jahr älter zu werden. Das hat geklappt.
Ein Jahr älter sind lustigerweise nicht nur wir geworden (was uns deutlich zum Nachteil gereicht), sondern in der gleichen Zeit auch unsere bisherigen Jugendspieler (für die das eher einen Vorteil bedeutet). Fabian Freundorfer, Florian Hollerer, Felix und Tobias Beck überzeugten in der 3. Kreisliga, wenngleich der erhoffte Aufstieg einer unserer beiden hinteren Mannschaften nicht ganz gelang. Tobias, der jüngere Beck, zeigte dabei so viel Potential, dass wir ihn künftig in die erste Mannschaft integrieren werden, um es dort aus ihm herauszukitzeln. Also, das Potential. Wir müssen etwas wagen, denn wir werden wie erwähnt immer älter. Reiner Freundorfer übernimmt die Reservistenrolle. Dafür – und das ist für uns viel wichtiger – hat er in der Abteilung inzwischen die Hauptrolle übernommen. Seit er im Amt ist, kurbelt er nach Kräften unser Vereinsleben an.
Noch etwas ist neu: Da wir nicht nur älter werden, sondern seit Jahren schon Probleme haben, engagierte Jugendtrainer zu finden (Dank an Thomas Gros und Fabian Freundorfer), haben wir daraus endlich die logische Konsequenz gezogen und einen externen Übungsleiter verpflichtet. Ralf Musto hat die ehrenvolle Aufgabe übernommen, das wenige, was von unserer Jugendarbeit noch übrig ist, wieder auf ein zukunftsfähiges Level zu bringen.
Thomas Gros übrigens hat sich keineswegs aus der Nachwuchsarbeit zurückgezogen, er interpretiert diesen Begriff inzwischen nur anders: Seit einigen Wochen ist er Vater. Also: Julian Gros, gleich mal für die Rangliste vormerken. Wir brauchen Ablösung, dringend. Die Hexenschüsse mehren sich.
Andreas Liebmann, August 2010