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Verabschiedung Jürgen Conrad

Jürgen hat 1984 die Tischtennisabteilung des BCF mit gegründet. Er war lange Jahre Kassier und aktiv in allen Mannschaften, von der ersten bis zur dritten. Sein letzter Einsatz für den BCF bescherte der damaligen zweiten Mannschaft im Relegationsspiel in Bad Tölz den Aufstieg. Jürgen musste leider aus gesundheitlichen Gründen seine Tischtenniskarriere beenden.

Wir alle werden ihn und seine unerschütterlich gute Laune sehr vermissen. Wenn er die Halle betrat, hatte er stets ein Lächeln im Gesicht und er hat trotz vieler privater und gesundheitlicher Rückschläge nie seine Lebensfreude und seinen Humor verloren. Sein Engagement in der und für die Abteilung sowie seine Bescheidenheit machten ihn zu einem echten Freund und Kameraden.

Legendär waren seine Fehlaufschläge bei 9:9 und sein berühmtes „der muss doch gehen“, auch wenn der Ball beim achten Versuch noch immer nicht übers Netz wollte. Er ließ es sich nicht nehmen, die „alten Kumpels“ nochmal zu treffen. So trafen sich am 18.10.2017 im Vereinsheim 14 Spieler der TT Abteilung im Vereinsheim, um mit Jürgen zu ratschen und ihn gebührend in den Tischtennisruhestand zu entlassen.

Im Rahmen dieser „Tischtennisverrentung“ wurde Jürgen vom Vorsitzenden des BCF, Manfred Fleischer, eine Urkunde überreicht, mit der er zum Ehrenmitglied des BCF ernannt wurde.

Reiner Freundorfer als Leiter der Tischtennisabteilung überreichte ihm zudem einen Bierkrug mit seinem Namen darauf als Andenken an seine lange Zeit bei uns. Andi Liebmann trug dazu noch ein kleines Bonmot über Jürgen und einige seiner besten und liebenswertesten Eigenheiten vor, das nach diesen Zeilen folgt.

Lieber Jürgen, es bleibt uns nur noch, Dir und Deiner Gabi für die Zukunft alles erdenklich Gute zu wünschen.

Reiner Freundorfer

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Lieber Jürgen,

wir alle haben dich als bescheidenen Menschen kennen gelernt, der keinen großen Wert darauf legt, dass um seine Person allzu großes Aufheben gemacht wird; dem das vielleicht sogar eher unangenehm ist. Deshalb, dachte ich, würde es dich möglicherweise ja freuen, wenn der folgende Text, den ich anlässlich deines Abschieds verfasst habe, gar nicht so unbedingt von dir handelt. Sondern eher, also: … eigentlich mehr von mir. Der Titel lautet:

Drüben

Drüben. Dieses Wort hat für mich seit jeher eine besondere Bedeutung.

Man sieht mir das nicht an, aber ich stamme ja auch noch aus einer Zeit, als Deutschland zweigeteilt war, und wie die meisten wissen, bin ich im östlichen Teil des Landes zur Welt gekommen. Das Wort drüben war für mich daher ein Sehnsuchtswort, eines, das den goldenen Westen meinte. Später dann, als meine Familie die innerdeutsche Mauer noch vor dem Fall derselben überwunden hatte, war dieses Drüben eine Erinnerung an schlechtere, grauere Zeiten; ein Wort, das eher negative Gefühle auslöste, das mich zusammenzucken ließ. „Bist du von drüben?“

Einige Zeit, nachdem die letzte Mauer…- also: der Farcheter Mehrzweckhalle, gebaut war, hörte ich das Wort drüben dann besonders oft. Vorzugsweise montags, mittwochs und freitags. Laut und immer von derselben Person. An einem unserer Tische stand dann, stets und völlig spielstandsunabhängig heiter grinsend, ein Mann mit Zottelbart, der wahlweise den Satz vor sich hin brabbelte: „Der muss doch gehen!“, rumms, wieder nichts, oder der hektisch mit dem Zeigefinger seiner linken Hand fuchtelte (in der rechten quälte er ja einen seiner tausendundeins Schläger, die er wöchentlich in immer neuen, abenteuerlichen Kombinationen zusammenklebte: Langnoppe auf Carbon, Anti auf Balsa, Maximum-Power mit Schwamm nach außen, klebriger China-Gummi auf Bambus mit Sojasoße und eingelegtem Ingwer – dass muss doch gehen!), er deutete dann jedenfalls mit weit ausgestrecktem Arm auf die andere Netzseite und insistierte: DRÜBEN!

Was er damit meinte, war, dass der von ihm mittels allerlei Verrenkungen malträtierte Ball irgendwie die gegnerische Seite der Platte erreicht hatte – unter dem Netz hindurch, über den Basketballkorb an der Hallendecke, nach fünfmaligem Berühren des Fußbodens, durch eine Raum-Zeit-Schleife oder abgeprallt von der Stirn des vorbeischlurfenden Hausmeisters, ganz egal – weshalb jedenfalls der Punkt ihm gebühre. Dem Jürgen, nicht dem Ball.

Jenem Jürgen übrigens, von dem nachfolgenden Generationen dringend berichtet werden sollte, dass er kaputte Bälle als Grillanzünder verwendete und sie deshalb schneller aufklaubte als sie selbst unser Reiner mithilfe gezielter Schlägerkantenhiebe oder seines Daumennagels überhaupt zerstören konnte; oder wie er als Kassier, als mal ein vierstelliger Betrag irrtümlich auf unser Abteilungskonto überwiesen worden war, sofort das Potential zur Gewinnmaximierung erkannte und vorschlug: „Da machen wir eine Bundesanleihe, auf zehn Jahre!“; und natürlich, wie er mal auf dem Weg zu einem Pokalturnier, in einer uns völlig unbekannten Gegend und auf der Suche nach dem Ortskern, das Autofenster herunterkurbelte und einer verstörten Passantin entgegenrief: „Tschuldigung, wo ist denn hier die Mitte?“

Kurz und gut, was ich eigentlich damit sagen wollte: Wenn ich heute das Wort „drüben“ höre, egal ob laut oder leise, in einer Tischtennishalle oder in gänzlich anderen Zusammenhängen, denke ich immer an den grinsenden Freund mit Zottelbart – und habe sofort gute Laune.

Andi Liebmann

 

Hier gibts die Bilder zum Abschied.

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